| Sonntag, 6.9.09 Les Maricotts Wir werden vom Nachbarn der Bäuerin zum Wein eingeladen und wir zeigen ihm Fotos und die geplante Route. Er meint die Pässe morgen seien kein Problem. Er gibt uns noch eine Führung zur Kopfstation der Lastenseilbahn, die allerdings ausser Betrieb ist. Unterhalb des Gebäudes geht es 500 m senkrecht nach unten. Er zeigt uns die Trasse der kleinen Eisenbahn mit der Erz aus dem Berg zur Lastenbahn gebracht wurde und führt uns durchs Dorf. Die Häuser stehen dicht an dicht und haben aussen eine Treppe zur Haustüre, damit im Winter der Schnee nicht direkt ins Haus getragen wird. Wir bringen die Pferde von der Weide hinein in den Kuhstall und geben ihnen Heu satt und Weizenkleie gemischt mit Haferflocken, das wir von dem Nachbarn erhielten. Wir schlafen schon um 21 Uhr und wachen in der Früh verspätet auf. Wir satteln die Pferde und stellen sie nochmals auf die Weide während wir unser Frühstück bei der Bäuerin einnehmen. Wir reiten den Pass hinauf bis zum Ende der Fahrstrasse und führen von dort aus die Pferde hinauf zum Col de Joral in 2212 müM. Die letzten Merter zum Pass sind steil aber der Weg ist breit und gut zu gehen. Beim Abstieg vom Pass kreuzt ein Rudel Gemsen unseren Weg. In der Berghütte am Lac Salanfre, trinken wir was, während die Pferde grasen und gehen den zweiten Pass mit weiteren 400 hm an. Was anfangs als leicht zu machen aussah, entpuppt sich zusehends als anstrengend. Der Emaney hat es in sich. Statt wie gewohnt in Serpentinen geht der Weg hier zum grössten Teil dem Bachlauf folgend senkrecht den Berg hinauf. Irgendwie haben das Fondue gestern Abend und die Getränke heute nicht die nötige Energie geliefert, auf jeden Fall bin ich ganz schön schlapp als wir zwei drittel des Anstieges geschafft haben. Ein gutes Stück unterhalb des Passes gibt es eine Felsengruppe, die eine echte Herausforderung für die Pferde darstellt. Wir müssen immer wieder nach Steigmöglichkeiten suchen, um die Pferde heil nach oben zu bringen. Oben auf dem Pass sehen wir die ganze Kette vom Mont Colombe bis zum Mont Blanc hinüber. Wir steigen ein paar Meter ab und machen Mittagsrast, mir ist jedoch irgendwie nicht wohl dabei. Bald gehen wir weiter ins Tal Emaney hinunter und beraten, ob wir wirklich noch den dritten Pass machen wollen. Wir entscheiden dagegen, da ich nicht auf der Höhe bin und weil auch die Pferde schon recht müde wirken. Wir folgen dem Bachlauf hinunter und kommen zu dem Örtchen Emaney und treffen dort auf zwei Britten, die ebenfalls schon in vielen Ländern unter anderem in Bulgarien am Wandern waren. Später begleitet uns eine Frau aus Zürich ein Stück den Weg hinunter und wir gelangen nach 2 h endlich zum Abzweiger nach Finhaut. Ich entscheide mich für den unteren Weg und wir gelangen nach Les Trettien. Dort ist wieder Finhaut angeschrieben und wir folgen dem Weg nur um nach 2 km an einer Engstelle auf einen Bagger zu stossen, an dem kein Vorbeikommen ist. Wir kehren nach Les Trettien zurück. Das Dorf ist winzig und klebt an der Bergflanke, so dass wir uns keine Weideflächen für unsere Pferde ausrechnen können. Ein Bewohner erklärt uns, dass wir den Zug nehmen können um nach Finhaut zu kommen, oder wir müssten nochmals 5 km zurück nach Les Maricottes, da es dort das einzige Hotel und auch einen Bauernhof gäbe. Also weiter zurück in die falsche Richtung und endlich um 7 Uhr abends treffen wir vor dem Hotel auf zwei Amerikaner, die ganz begeistert alles für uns arrangieren wollen. Leider sind die Reaktionen der Wirtin und des Bauern nicht gerade berauschend, aber zu guter Letzt erhalten wir eine Weide und ein teures winziges Abendessen. Da wir draussen auf der Weide bei den Pferden schlafen, erhalten wir auch kein Frühstück. Alles ist klamm, als wir in der Vollmondnacht in den Schlafsack steigen. Die Pferde stehen bei Strassenbeleuchtung auf Ihrer eingezäunten Weide. |