| An den Fiestos zeigen die Gauchos ihre Reitkünste, und so sieht das dann aus.... In jedem Haus hängen Kalender mit Fotos von spektakulären Ritten, verteilt von den Tierärzten Argentiniens.... |
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![]() Reiten in der Wildnis Argentiniens Argentina Calling – Die erfahrenen Weitreiter Peter van de Gugten und Pat reiten drei Monate entlang den Anden Patagoniens. Durch ihre drei Criollos erlebt der Schweizer die Natur und die Menschen in dieser trockenen, heißen Gegend auf eine einzigartige, faszinierende Art und Weise. Seit Tagen schon reiten wir in der sengenden Hitze der Pampa und halten Ausschau nach Bäumen am Horizont. Dort wo Bäume sind, gibt es Wasser. Und Wasser ist bei den herrschenden Temperaturen lebensnotwendig. Wir sind unterwegs im nördlichen Teil der Provinz Santa Cruz. Proviant haben wir gerade in einem kleinen Dörfchen aufgestockt und hoffen heute Abend irgendwo Futter für die Pferde zu finden. Pferde und Abenteuer gehören zusammen Wir durchqueren im Schritt das ausgetrocknete Seebecken. Feiner Staub wirbelt auf und färbt meine Stiefel weiß. Wir gelangen auf den Schotterweg, der als Routa 51 ausgewiesen ist. Es ist vier Uhr nachmittags und die Pferde sind nach 40 Kilometern im Jog müde. Bald schon kommen wir an ein rostiges Eisen-Tor, welches wie üblich nicht verschlossen ist. Wir überqueren den Hügel und vor uns liegt eine bewaldete Fläche, aus denen einige Dächer in orange heraus leuchten. Ein Hund bellt in der Ferne und wir kommen zu weit verstreuten Gebäuden der Estanzia Lago Blanca, die nicht mehr im besten Zustand sind. An den Zäunen hängen Schafhäute und wir arbeiten uns zu einer Fläche vor, wo gutes Gras zu finden ist und wo ein kleiner Bach durch das Gelände fließt. Wir satteln die Pferde ab und legen unser Gepäck in einem der offenen Küchen-Ess-Räume auf den Tisch. Die Pferde werden gehobbelt und zum Grasen entlassen, während ich im offenen Kamin der Hütte ein Feuer anmache, um erst mal Wasser für Mate (südamerikanischer Tee aus Blättern des Mate Strauches) aufzusetzen. Auf dem kleinen Grill über dem Feuer wird das Wasser langsam warm und wir geniessen den Matetee in der absoluten Stille des Ortes. Wir lassen die Vergangenheit Revue passieren. ![]() Mit drei Criollos unterwegs Pat und ich sind nach dreimonatiger Planung Anfangs Dezember mit 69 Kilo Gepäck nach Buenos Aires und weiter nach El Calafate (Argentinien) geflogen. 300 Kilometer weiter südlich haben wir drei Criollo-Mestizos gekauft und sind mit diesen Pferden entlang den Anden nach Norden geritten. Es sind zwei Criollo-Friesen und ein Criollo-Araber, der mir gegenüber anfangs sehr scheu war. Wir haben schon sechs Wochen und die ersten 1400 Kilometer hinter uns und wir sind inzwischen ein eingespieltes Team. Ende März wollen wir in Bariloche ankommen, eine Strecke von knapp 2400 Kilometern liegt vor uns. Geplant war an den Anden entlang zu reiten. Doch vor Ort stellt sich das etwas schwieriger als gedacht dar, denn die Grenze zu Chile verläuft hier im Norden nicht auf den Höhenzügen der Cordilleras, sondern reicht weit in die Pampa hinein, sodass auch wir gezwungen sind, die kühlen Berge mit dem klaren Wasser und den grünen Weiden zu verlassen und uns hier durch die in der Hitze flimmernde Pampa zu schlagen, immer entlang von geschotterten Pisten, die nach Norden führen. Kein Gaucho auf der Estanzia? Pat reicht mir die Kalabasse mit dem Mate und reißt mich aus meinen Gedanken. Ich fülle Wasser nach und nehme einen langen Zug mit dem Metallrohr. Ich sollte vielleicht mal schauen gehen, ob ich einen Gaucho finde, dort wo vorher ein Hund gebellt hat. Ich nehme meinen Hut, stehe auf und durchforsche die Estanzia. Erst suche ich in einem Korral, der an einen Stall angrenzt, wo Schafe für die Schur eingepfercht werden können. Doch er steht zurzeit leer. Ich gehe in ein kleines Gebäude, wohl das Schlachthaus, dann in das Haupthaus, welches verschlossen und verriegelt ist. Dann, etwa zwei Kilometer entfernt auf der anderen Seite des kleinen Baches, finde ich die Unterkünfte der Gauchos und dort auch die Hunde im Schatten der Bäume angebunden. Auf dem Bett liegen Bekleidungsteile und Zigaretten, also wird wohl auch einer hier wohnen. Ich kehre zu unserer Schlafhütte zurück und erkläre Pat, dass wir wohl heute Abend Besuch vom Gaucho bekommen werden. Auf dem kleinen Feuer bereite ich das Abendessen vor, während Pat unsere Schlafmatten- und säcke auf dem Boden ausbreitet. Nach dem Essen holen wir die Pferde und pflocken Danielito auf den grünen Flächen an, um ihn dort für die Nacht grasen zu lassen. Die anderen beiden bleiben gehobbelt, dürfen sich aber frei bewegen. Die argentinische Gastfreundschaft
Es ist etwa neun Uhr als wir die Hunde wieder bellen hören und ich mache mich auf, den Gaucho zu suchen, der inzwischen angekommen zu sein scheint. Ich treffe ihn an, in seinem Küchenhaus, wo er gerade Feuer im Ofen anzündet. Ich stelle mich vor und erkläre ihm, dass wir aus Europa kommen, nach Bariloche unterwegs sind und dass wir hier übernachten möchten. Er freut sich offensichtlich Gesellschaft zu haben und lädt mich spontan ein, mit ihm Abend zu essen. Ich bedanke mich und kehre zurück um Pat zu holen. Etwas später sitzen wir an seinem Ofen und geniessen den von ihm aufgebrühten Mate. Er stellt sein Mobiltelefon ans Fenster und zündet die Gaslampe an. Im Raum sind nur ein Tisch, eine Bank und der Ofen, sowie einige Wassereimer, in denen frisches Wasser vom Brunnen aufbewahrt wird. Ein Welpe klettert unbeholfen über eine am Boden liegende Decke rüber zu Pat, die ihn hochnimmt und streichelt. Pedro der Gaucho ist erst 22 Jahre alt, hat eine Freundin im nächsten Ort und spart auf ein Motorrad. Er schaut gut aus und scheint sehr ordentlich zu sein, denn die Küche ist pico bello aufgeräumt. Er erzählt, dass er für circa 5000 Schafe verantwortlich sei, und dass auf dem Land noch etwa 20 oder 30 Pferde unterwegs seien. Genau weiß er es nicht. Während er redet, nimmt er die flache Schale aus dem Ofen, auf denen Fleischstücke vom Schaf während der letzten 45 Minuten gebrutzelt haben und stellt diese auf den Tisch. Er zaubert ein paar Teller, Becher und Gabeln aus dem einzigen Schrank im Raum und lädt uns ein zuzugreifen. Wir nehmen unsere eigenen Messer, um das Fleisch zu zerschneiden und geniessen mit vielen Pausen, uns unterhaltend, das bereitete Mal. Wir verabschieden uns, wünschen uns eine gute Nacht und gute Reise und begeben uns wieder zu unserem Schlafsaal auf der anderen Seite des Baches. Am nächsten Morgen ist Pedro weg. Er muss schon um fünf Uhr abgeritten sein, denn als ich um sechs nach den Pferden schaue, ist kein Rauch mehr über dem Kamin der Küche zu sehen. Wir reiten weiter nach Norden, weiteren Abenteuer entgegen. ![]() Wir verlassen den Chubut und reiten nach Nordwesten zur Sommerweide von Dominik. Dort werden Die Pferde den Winter ueber bleiben. Nach 2370 km und 53000 Hoehenmetern hat unser Traum ein Ende. Patagonien und die Anden zu Pferd. Wir haben die Cordillieren 4 mal gequert und sind ohne grosse Blessuren angekommen. Auch die Pferde haben sich wacker geschlagen und ausser einigen Druckstellen, die Strapazen und vor allem die Kletterpartien in den Bergen erstaunlich gut gemeistert. Wir sind in Bariloche angekommen und geniessen den Luxus der Zivilisation. Die Pferde haben die Leistungsfaehigkeit der Criollos eindruecklich bestaetigt. Sie stehen jetzt auf gewohnter Weide und koennen sich erholen. Freunde werden sie wieder nach Sueden bringen im naechsten Frühjahr. Auf Levi wird seinen Pinochio hier her bringen und dann nach Europa zurück kehren. Argentinien ist eine Reise wert. Definitiv. Grossartige Leute, weitläufige Landschaften und tolle Pferde... Es hat sich gelohnt..... ![]() Heute reiten wir nur 5 h verkuendet Dominik und ueber Mittag machen wir Pause, bei Freunden. Erst um halb 11 reiten wir nach einer zweiten Runde Mate ab. Der Weg fuehrt wieder einem Fluss entlang. Es ist der Rio Chibut, der Fluss der der Provinz den Namen gibt. Nach einer Stunde erreichen wir die Estanzia Miranda und werden von der Dona Blanco und ihren Soehnen herzlich begruesst. Es gibt Mate und dannach Brot direkt aus dem Ofen und Bier. Die Pferde bekommen Alfalfa und eines der Pferde von Dominik wird neu beschlagen. Wir reiten weiter dem Chubut entlang nach Norden und treffen unterwegs einige Gauchos, die Rinder nach Hause treiben. Sie sind über den Pass zur Weide des Nachbarn gegangen und haben sich dort unter dessen Herde gemischt. Gegen Abend machten wir kurz vor einem Puesto in einem Wald Camp und lassen die Pferde angehobelt und angepflockt grasen.
![]() Heute habe ich verschlafen, die Pausen machen muede. Wir verlassen Martin und El Bolson in Richtung Norden und kommen bald wieder auf die R40 zurueck. Martin konnte jetzt doch nicht mitreiten, denn seine Frau muss in die Stadt und hat ihm die Kinder aufs Auge gedrückt. Die Pferde haben keine Probleme mehr mit dem Schwerverkehr, nur wenn Cacique vor den anderen Pferden ueber eine Bruecke soll, macht er noch immer Zirkus. Das führte gestern zu einer heftigen Diskussion, nach der er heute freiwillig ueber die Bruecke geht. Um 14 uhr sind wir in Questa del Ternero und fragen, am Puesto, ob wir hier die Nacht verbringen können. Sofort werden wir willkommen geheissen. Wir warten hier auf Domonik und seine Frau, die mit uns nach Bariloche zurueck reiten wollen. Gegen 19 Uhr kommen die beiden angeritten und gemeinsam mit den beiden Eheleuten des Puestos geniessen wir die ersten Teile des 1,4 m langen Filetstückes, dass Dominik anliefern hat lassen. Die Pferde werden angehobelt und Dominik stellt sein Zelt auf, während wir in einem Schuppen nächtigen.
![]() Wir sind gestern auf der Routa 40 direjt bis El Bolson durchgeritten und haben dort den Sebastian El Moro mit seinem Ausreitunternehmen getroffen. Er hat sich fast überschlagen uns zu helfen. Die Pferde stehen auf 10 ha Weidland zusammen mit den 8 Criollis und Arabern von Sebastian. Wir naechtigen in seiner Bleibe muessen aber erstmal Platz schaffen, fuer unsere Matten und die getrocknete Hundekacke zusammen kehren. Nachmittags gehen wir einkaufen und anschliessend trinken wir gemeinsam Mate bei Martin dem Paragleider und da das bestellte Taxi nicht kommt, marschieren wir um 8 uhr abends die 8 km wieder zurueck. Dann endlich findet sich ein Gasthaus, wo wir was essen koennen. Heute bringt Sebastian seinen 60jaehrigen Kastenwagen zu seinem Standplatz runter, allerdings sind seine Lenkstangen nicht mehr vorhanden, und er muss alle 5 m aussteigen und per Fuss die Raeder in die gewuenschte Richtung bringen. Wir gehen einkaufen und es gibt einen Markt, den wir abklappern. Zu Mittag gibts einen halben Liter frischen Heidelbeersaft und ein Steaksandwich. Dann gehts um 4 zum Friseur, der mir fuer 5 sfr die Haare und den Bart stutzt. Der TA der eines der Pferde versorgen muss, geht mit uns Pads und Hafer einkaufen. Am späten Nachmittag kommt Levi mit Pinochhio angetrabt und wir freuen uns, ihn wieder zu sehen. Er hat in einer Disko ein Mädchen kennen gelernt, dass hier in Bolson wohnt, und bei der wird er die nächsten Tage bleiben. Abends sind wir zu einem Assado bei Freunden von Sebastian eingeladen. ![]() Der Gaucho kommt um sein Puesto wieder zu verschliessen extra frueh angefahren und wir reiten gemuetlich auf dem Seitenstreifen der Route 40 nach Norden. Den Jog unserer Criillomixen kann man gut sitzen und nach bald drei Monaten weiss ich die bis zu 6 Lagen Poster der Gauchosaettel zu schatzen, obwohl ich mit 4 auskomme. Wir kommen so im Schnitt auf 8,5 kmh, so dass hier ein Tagesritt mal knapp 3 h dauert. Gegen Mittag brennt die Sonne schon wieder maechtig vom wolkenlosen Himmel, so dass die Estanzia Agua Pura, gerade zu verlockend klingt. Wir biegen also ab auf die Sandspur, die erst mal parsllel zu R 40 weiterfuehrt. Bald biegt ein Weg ab, der jedoch um den Huegel herum wieder nach Sueden fueht. Trotzdem reiten wir weiter, denn das Tal verspricht gruenes Gras und Wasser. Nach 3 km finden wir einen verlassenen Hof, mit gutem Gras und entscheiden hier zu bleiben. Spaeter hoeren wir beim Nachbarn Laerm, ich gehe rueber und treffe Lorenzo, der nur sagt, claro, no problema, als ich frage ob wir bei seinem Nachbarn unterkommen koennen. Wir lassen die Pferde grasen, machen Siesta und essen Erbseneintopf, waehrend wir auf den Eigentümer des Puestos warten. Der sollte kommen um seine Schweine und den Hund zu fuettern. Um 9 lege ich mich schlafren, 30 min spaeter kommt er per Pferd und Hund angrtrottet. Also wieder in die Hosen und nach kurzer Vorstellung, ist auch er happy, uns fuet die Nacht beherbergen zu duerfen und trottet wieder in die Nacht hinaus. Ob er die Schweine gefuettert hat, weiss ich nicht. Der Hofhund auf jeden Fall ist verschwunden. |
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November 2015
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